Rathausrunde im Oktober von Norbert Ziegeler

Im Herbst 2019 erschien an dieser Stelle meine erste Rathausrunde. Die Themen waren Elektromobilität, die dafür notwendige Infrastruktur und die Auswirkungen auf die regionalen Stromanbieter. Zeit für ein Update.

Im August 2025 erreichten die reinen Stromer 19 Prozent Marktanteil am Pkw-Geschäft, das kommt der damaligen Schätzung von „20 Prozent Marktanteil der E-Mobilität für 2025“ schon sehr nahe. Dadurch erfüllt sich auch die zweite Vorhersage: „Die Stromanbieter übernehmen die Funktion der Tankstellen“. Der Hochlauf der Elektromobilität führt dazu, dass ein enormes Umsatzpotenzial von der Erdölindustrie zu den Stromversorgern wandert.

Davon profitieren auch die Rottenburger Stadtwerke (SWR), die bereits einige Ladesäulen betreiben und weitere installieren wollen, zum Beispiel für Carsharing. Die Gewinne der städtischen Eigenbetrieben kommen der Stadt zugute und damit allen Einwohnerinnen und Einwohnern unserer Stadt.
Aber das ist erst der Anfang. Was ich im September auf der Autoausstellung IAA Mobility in München gesehen habe, hätte sich 2019 wohl niemand vorstellen können:

Erste Hersteller präsentierten Megawatt-Laden (MW-Charging), also Aufladen mit einer Leistung von 1000 Kilowatt. An einem Messestand wurde es live vorgeführt: Ein E-Auto zu laden geht damit fast so schnell wie tanken – vorausgesetzt das Stromnetz verfügt über die notwendige Leistung.

Es ist nur eine Frage der Zeit, bis Investoren, Tankstellenbetreiber oder Speditionen auch in Rottenburg einen MW-Charger installieren wollen.

Im Gegensatz zu den 80 Milliarden Euro, die Deutschland jährlich für den Import von fossilen Brennstoffen ausgibt, schaffen die Umsätze an der Ladesäule hier vor Ort eine lokale Wertschöpfung, das sichert Jobs und Wohlstand. Zum Beispiel profitiert die regionale Wirtschaft vom notwendigen Netzausbau.

In modernen Stromnetzen können umweltfreundliche Pufferspeicher die Ausbaukosten reduzieren, sie dienen der Stabilisierung des Netzes und bieten erhebliche Renditechancen.
Wir wollen regional produzierte Speicher ohne kritische Rohstoffe. Das Ergenzinger Start-up HILABS zeigt, wie es geht und entwickelt eine Batteriezelle, die ohne Lithium, Kobalt und seltene Erden auskommt. Eine erste Zusammenarbeit mit den Stadtwerken gibt es bereits. Wir Grüne freuen uns sehr über diese Initiative!

– Norbert Ziegeler